Freda Meissner-Blau, geb. 1927


Bundespräsidentschaftskandidatin,
ehem. Abgeordnete zum NR, Mitbegründerin der Grünen in Österreich

Man sprach nicht über Verhütung.
Dass es so etwas gab war mir völlig unbekannt. Im Gegenteil das ganze Thema war belastet von einer ungeheuren, schwelenden schweigenden Unwissenheit.

Über eine Abtreibung 1947:
„Ich erinnere mich noch an den Geruch – es roch nach Kraut in dem Haus , ich wurde in eine nicht sehr saubere Küche geführt auf den Küchentisch gelegt , an den Händen mit Riemen angebunden und dann fing eine Prozedur an ohne jedwede Beruhigungsmittel oder gar Narkose: Mit zwei langen Gabeln und zwei zackigen Spießen – ich sehe die noch vor mir – wurde mir in den Leib gefahren. Sie sagte ich darf nicht Pieps sagen, damit die Nachbarn mich nicht hören. Ich habe mich wahnsinnig beherrschen müssen aber natürlich war es so schmerzhaft, dass ich laut rausgebrüllt habe . Da haben sie mich geknebelt . Das ganze dauerte vielleicht 15-20 Minuten aber es war nicht nur der körperliche Schmerz – es war auch unendlich demütigend – die Art und Weise wie das passiert ist. Mir lief das Blut hinunter als ich vom Tisch aufstehen durfte.

Was für eine Zumutung, die Wahl ein Kind auszutragen für das man nicht sorgen kann, für das man kein zu Hause hat! Abgesehen davon war ich nicht reif genug, hätte das Kind seelisch nicht annehmen können. Diese Qual durchmachen, diesen Schmerz, diese Erniedrigung – dass man das Frauen zugemutet hat, das finde ich im Nachhinein – damals hatte ich nur den einen Ausweg – aber jetzt habe ich nur ein Wort dafür: DAS IST NIEDERTRACHT!”