Zum Film


Frauen waren schon immer mit der Situation konfrontiert, dass zumindest eine ihrer Schwangerschaften ungewollt war und sie diese beenden wollten. Die Entscheidung für einen Abbruch fiel und fällt meist aus Sorge, dass sie, bzw. das Paar sich nicht ausreichend um dieses oder bereits vorhandene Kinder kümmern konnten.

Auf dieses fundamentale Bedürfnis von Frauen, selbst zu bestimmen wieviele Kinder sie wann gebären möchte, haben Staaten sehr unterschiedlich reagiert. Aus dem Bemühen heraus, möglichst viele Untertanen zu haben, wurden Frauen meist mit den unterschiedlichsten Massnahmen gezwungen, alle Schwangerschaften auszutragen. Und zwar unabhängig davon, ob sie sich zum Austragen der Schwangerschaft und dem Erziehen des Kindes in der Lage sahen. Aus diesem Gegensatz zwischen den Bedürfnissen von Frauen und der autoritären Machtdemonstration von Staaten ergaben sich unvorstellbar tragische Szenarien und oft genug auch tödliche Folgen für die betroffenen Frauen.

Diese Situationen werden in dem Film, ‘Der lange Arm der Kaiserin’ aus der Sicht von verschiedenen ZeitzeugenInnen authentisch geschildert.

Betroffen vom Verbot der Abtreibung, ursprünglich mit Todesstrafe von Kaiserin Maria Theresia eingeführt, schildern zwei Frauen sehr eindrücklich ihren Schwangerschaftsabbruch unter illegalen Bedingungen. Aber auch andere Blickwinkel werden dargestellt: eine Volksschullehrerin aus dem Lungau schildert die Situation am Land, ein ehemaliger Primar einer Frauenklinik beschreibt die unvorstellbaren Zustände an den Krankenhäusern. Und die Enkelin einer „Engelmacherin“ erzählt, wie sie mit dem Thema aufgewachsen ist und (erfolglos) von ihrer Großmutter angelernt wurde.

Aber der Film verharrt nicht in der Vergangenheit, sondern spannt den Bogen bis in die Gegenwart und zeigt, wie weit der ‘Arm der Kaiserin’ auch heute noch reicht, welche Restriktionen im Zugang zu Verhütung und Schwangerschaftsabbruch nach wie vor in Kraft sind, in welchem Ausmaß Frauen, aber auch Männer in der Selbstbestimmung ihrer Sexualität und Fruchtbarkeit immer noch durch staatliche Interventionen und die r.k. Kirche  reglementiert werden und welche politischen Kräfte immer noch ein mittelalterliches Gesellschaftsmodell von totaler Unterwerfung predigen.

Der Film ist deshalb so wichtig, weil wir eine gewisse Kenntnis der Vergangenheit benötigen, um die Gegenwart und die aktuellen Diskussionen zu verstehen, und um daraus eine Zukunft zu planen, in der Sexualität als Ausdruck von gegenseitiger Liebe und Zuneigung verstanden wird und in der jedes geborene Kind sich als gewollt, angenommen fühlen kann.